Klassische Motorräder, Roller & Autos |
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Geschrieben von: Administrator | |||||
Mittwoch, den 07. November 2012 um 19:09 Uhr | |||||
Offenbar wurde ich schon früh mit dem Oldtimer-Virus infiziert, wie das nebenstehende Bild zeigt. Da sitze ich als dreijähriger Steppke auf einer NSU 251 OSL, Baujahr 1949 - also das gleiche Baujahr wie der, der draufsitzt... Doch halt. Die Maschine ist natürlich nur aus heutiger Sichtein klassischer Oldtimer. Aber damals - 1952 - natürlich noch nicht. Da war die Maschine mal grade drei Jahre alt. Auf der anderen Seite war diese NSU aber doch auch schon damals ein Oldtimer. Denn die OSL 251-Typen war eine Vorkriegsschöpfung und wurde schon 1933 konstruiert. Nach dem Krieg wurde sie ab 1947 bei NSU in Neckarsulm wieder produziert mit unwesentlichen Änderungen gegenüber dem Vorkriegsmodell. Aber wer 1949 bereits eine solche Maschine besaß, konnte sich glücklich schätzen. Mein Onkel Leopold gehörte damals zu diesen Glücklichen und machte im Sommer 1952 mit der NSU bei uns in Wattenscheid einen Besuch. Und natürlich wollte ich damals auf so einem Motorrad mal sitzen und dabei ist dann dieses Foto entstanden. Wie man mir später erzählte, durfte ich sogar auf dem Sozius mitfahren. Ganz langsam und vorsichtig natürlich. Meine Füße schwebten frei in der Luft, bis zu den Soziusfußrasten reichten sie noch nicht. So wurde meine Leidenschaft für klassische Motorräder offenbar bereits in frühen Jahren geweckt. Vor einigen Jahren habe ich so eine NSU OSL 251 im Ibbenbürener Motorradmuseum entdeckt und fotografiert: NSU OSL 251 im Geländetrimm mit hochgelegtem Auspuff im Motorradmuseum Ibbenbüren. Foto: Rücker.
Motorräder waren damals das bevorzugte Transportmittel in den 50er Jahren, ein Auto konnten sich die wenigsten Durchschnittsverdiener leisten. So war das auch in meiner Verwandschaft. Mein Großonkel Hermann aus Frankfurt besaß eine rote „Ardie B 251”. Auch da durfte ich natürlich mal auf dem Sozius mitfahren. Ich erinnere mich noch, dass das Motorrad furchtbar vibrierte. Mein Onkel Gregor aus Hattingen fuhr eine „Maico M 175 Passat”, und auch da durfte ich gelegentlich mitfahren.
1957 schenkte mir mein Bruder Erhard ein Buch „Junge, das ist Tempo! Rennmaschinen und ihre Meisterfahrer. Auf dem Titel ein Bild von Werner Haas, wie er mit seiner NSU-Rennfox in Schräglage dahin sauste. Das Buch habe ich heute noch. Der Autor dieses 1954 im Schneider-Verlag erschienenen Buches mit vielen Schwarz-weiß-Fotos der berühmten Rennfahrer der 50er Jahre wie Georg „Schorsch” Meier auf BMW, Geoff Duke auf Norton, Les Graham auf AJS, Rupert Hollaus auf NSU und Siegfried „Sissi” Wünsche auf DKW und natürlich die berühmteste Rennstrecke der Welt, der Tourist Trophy (TT) auf der Isle of Man. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich damals dieses Buch „verschlungen” habe. Der Autor, Richard von Frankenberg, war ein bekannter Motorjournalist und konnte die Geschichten um Motorräder, Fahrer und Rennen außerordentlich spannend beschreiben.
1960 gings dann weiter mit einem „Göricke”-Sportfahrrad mit 3 Gängen und Drehgriffschaltung am Lenker. Natürlich fuhr man ohne Sturzhelm, hätte auch ziemlich dumm ausgesehen damals. Aber der Traum von einer Fortbewegung mittels Motor statt Pedaletreten ging weiter. Mein Bruder Erhard hatte sich 1958 ein Moped der Marke „DKW Hummel” angeschafft, mit dem er zur Arbeit fuhr und im Urlaub sogar über die Alpen bis an den Gardasee. Ich hatte natürlich noch keinen Mopedführerschein, aber auf dem Hof hinter unserem Haus durfte ich schon mal fahren.
Die Hummel war mein Begleiter bis 1971. Da war sie dann ziemlich „ausgeleiert”. Ich hatte eine Sitzbank montiert und Fußrasten angeschraubt, um auch mal die Freundin mitnehmen zu können. Ergebnis: Rahmenbruch. Die Hummel war ja nicht für 2 Personen zugelassen. Aber der Polizei ist das nicht aufgefallen, zumal der Rahmen fachmännisch geschweißt wurde Irgendwann war dann auch der Motor hin: Kolbenfresser. Das Foto rechts zeigt mich auf der Hummel, noch ohne nachträglich montierter Sitzbank. Dann bot mir unser freundlicher Nachbar sein Motorrad an, eine Hercules K 100, Baujahr 1956. Bei ihrem Erscheinen mischte diese Maschine mit 97 ccm -Sachs-Motor und 5,2 PS mit einer Spitze von gut 80 km/h und Vollschwingen-Fahrwerk die 100er Motorradklasse auf. Die Hercules K 100 verkaufte sich blendend und rettete Hercules als Motorradhersteller, denn ab Mitte der 50er Jahre brach der Motorradabsatz in Deutschland weg. Viele bekannte Motorradfabriken mussten die Produktion einstellen. Die Leute wollten lieber vier Räder und ein Dach über dem Kopf und das Wirtschaftswunder machte es möglich. Kleinstwagen wie das Goggomobil oder der Lloyd machten den motorisierten Zweirädern Konkurrenz und vor allem: Immer mehr Menschen konnten sich einen VW-Käfer leisten. So war es auch bei meinem Nachbarn, die Hercules stand unbenutzt in der Garage, und nahm dem neu angeschafften Auto den Platz weg. Als ich meinen Nachbarn fragte, was er denn für das Motorad haben wollte, sagte er: „Die schenk ich dir...”.
Mit dem Führerschein Klasse 1 ausgestattet, war dann das Fahrerlebnis mit der Hercules doch ein wenig ernüchternd. Mit 80 km/h Spitze war ich kaum schneller als die 50er Kleinkrafträder von Zündapp, Kreidler oder eben Hercules. Aber die hatten auch 1 PS mehr und 5 Gänge. Meine Hercules nur 3, die per Lenkerschaltung geschaltet werden mussten. Aber dafür war der Motor elastischer und die Maschine musste nicht so hoch gedreht werden wie das bei den Motorrädern der 50ccm „Schnapsglasflasche der Fall war”. Jedenfalls war die Hercules ob Sommer ob Winter fahrbereit und anspruchslos. Das Fahrwerk war über alle Zweifel erhaben und das Vollschwingenfahrwerk komfortabel. Steuer und Versicherung passten ebenfalls hervorragend zum schmalen Budget eines Studenten der Volkswirtschaft.
Eine Besonderheit der Bella war, dass der Motor ohne ein leistungfressendes Kühlluftgebläse auskam. Die 12 PS konnten also tatsächlich ans Hinterrad abgegeben werden. Erreicht wurde das dadurch, dass hinter dem speziell geformten vorderen Kotflügel ein Kühltunnel zum Zylinder des Motors führte. Gestartet wurde die Bella nicht mit Kickstarter, sondern mittels leichten Druck auf den Zündschlüssel. Der Elektrostarter war schon eine feine Sache. Nur - wenn die Batterie mal leer war, blieb einem nichts anderes übrig, als den Roller im 2. Gang anzuschieben. Meine Bella besaß ebenfalls ein Vollschwingenfahrwerk und im Verein mit den für einen Roller verhältnismäßig großen 12-Zoll-Rädern war die Straßenlage außerordentlich gut. Man fuhr mit ihr nicht rollermäßig, sondern motorradmäßig. Für Zündapp waren die Bella-Roller damals ein großer komerzieller Erfolg. Über 130.000 Exemplare wurden bis 1964 hergestellt.
Der Marke Opel bin ich bis heute treu geblieben. Nach dem Kadett kam ein Opel Rekord an die Reihe. Ab 1984 waren es nur noch Kombis: Rekord CaraVan, Signum, Astra, und heute ist es ein Insignia Kombi. Aber der Wunsch nach zwei Rädern blieb bestehen. Für mich sind Autos doch eher sehr nützliche und bequeme Transportmittel. Unverzichtbar für jemanden, der in einer ländlichen Region lebt. Also musste wieder ein Motorrad her. Die Bella ist mittlerweile auseinander genommen, erste Restaurierungsarbeiten haben begonnen, aber bis zum Zusammenbau und Fahren dauert es noch seine Zeit. Per Zufall sah ich bei einem Oldtimerhändler in Münster eine „Sachsen-Harley”, genauer eine MZ TS 250/1. Baujahr 1981. 250 ccm. Einzylinder Zweitakter, 17,6 PS (13 kw), 120 km/h Spitze. Unkompliziert in der Wartung. Gesehen - gekauft. Die MZ wurde also noch zu DDR-Zeiten gebaut. MZ heißt „Motorradwerke Zschopau”. Vor dem 2. Weltkrieg war es das Stammwerk von DKW. In der Sowjetischen Besatzungszone wurde das Werk demontiert, später mühselig wieder aufgebaut, entstanden in der mittlerweile verstaatlichten Motorradschmiede zunächst unter der Bezeichnung „IFA” (Industrieverwaltung Fahrzeugbau) wieder IFA-DKW Zweitakter von 125 ccm bis 350 ccm. Weil in der Zwischenzeit DKW in Ingolstadt ebenfalls wieder Motorräder herstellte, wurde der Markennahme der Zschopauer Maschinen in MZ umbenannt.
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Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 08. November 2012 um 00:22 Uhr |